Landestheater Schleswig-Holstein

28. August 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Fraktion DIE LINKE unterstützt die Resolution zum Erhalt des Schleswig-
Holsteinischen Landestheaters und des Sinfonieorchesters genau so wie es andere
Parteien auch tun.
Dieses ist eine gemeinsame Resolution von CDU, SPD, SSW, Bündnis 90 / Die
Grünen und der Partei DIE LINKE.
Es fehlt nur die FDP.
Diese Resolution ist gerichtet an den Landtag und die CDU-FDP-Landesregierung.

Wir unterstützen diese Resolution und Aufforderung, weil wir drei Ziele haben:
Unser Hauptziel ist es, die Insolvenz von Theater und Orchester zu vermeiden. Mit
Blick auf unsere Region, also den Norden von Schleswig-Holstein und den Süden
von Dänemark haben wir ein zweites Ziel: Das künstlerische Niveau muss erhalten
bleiben. Und nicht zuletzt ist unser drittes Ziel, dass die Rettung des Landestheaters
nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird.

Meine Damen und Herren,
wir sind uns doch alle darin einig, dass das Landestheater und das Sinfonieorchester
auch in Zukunft auf einer gesicherten finanziellen Basis arbeiten können müssen.
Landestheater und Sinfonieorchester haben immer noch einen sehr guten Ruf. Das
gilt seit Jahren, obwohl beide schon lange am äußersten Limit arbeiten. Dass
überhaupt noch auf so hohem Niveau gearbeitet werden konnte, das war und ist
unter anderem den Beschäftigten zu verdanken, die in der Vergangenheit schon
viele persönliche und finanzielle Opfer gebracht haben, und die auf einen Teil ihres
Gehalts verzichtet haben, um Entlassungen ihrer Kolleginnen und Kollegen zu
vermeiden.

Das Landestheater und das Sinfonieorchester erfreuen sich einer hohen Akzeptanz
in der Bevölkerung. Nur deshalb konnten innerhalb kürzester Zeit 30 000
Unterschriften gesammelt werden zum Erhalt des Landestheaters.

Meine Damen und Herren,
so weit – so gut! So weit die Gemeinsamkeiten. Aber es gibt doch schon noch
Unterschiede zwischen den Parteien.
Wir haben es bei der CDU mit einer Partei zu tun, die doppelgleisig vorgeht, mit
gespaltener Zunge spricht. Der Kreis – CDU ist unser Theater ja ganz offensichtlich
mehr wert als der Landes-CDU. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass die CDU auf
Kreisebene diesen Resolutionsentwurf anstößt und auf den Weg bringt zur
Finanzierung und zum Erhalt des Landestheaters, die von der CDU getragene
Landesregierung aber zusammen mit der FDP im Landtag unserem Theater
kaltblütig den Todesstoß gibt?

Das, meine Damen und Herren, das ist Wählerverdummung.
Die Fraktion DIE LINKE trägt diese Resolution mit, weil es um Arbeitsplätze geht,
weil es um eine gute Kultur geht, weil ein gutes Theater ein gutes Aushängeschild für
unsere Region ist und weil diese Region auch in Zukunft ein Theater auf hohem
Niveau braucht.

Es ist schon seltsam, was sich hier abspielt. Da wird ein Business-Plan gefordert –
aber was nützt der beste Plan, wenn CDU und FDP nicht vorher klar sagen, was
ihnen die Kultur im Lande wert ist und wie viel Geld sie dafür ausgeben wollen?

Es ist doch so: Für Bildung und Kultur ist bei CDU und FDP immer am wenigsten
Geld da. Das Geld wird lieber dazu eingesetzt, um die Banken zu sanieren, um
Spekulations- und Gewinnrisiken von Banken abzusichern. Dafür werden sogar
Schulden gemacht, in kaum vorstellbarer Höhe.

Meine Damen und Herren,
es ist schon eine erschreckende Vorstellung: Im Kreis Schleswig-Flensburg wird es
kein Theater und kein Sinfonieorchester mehr in der bisherigen Form geben. Ab und
zu ein Gastspiel, ein paar abgespeckte Bühnenstücke, ein Orchester, besetzt mit
Honorarkräften, vielleicht sogar mit 1-€-Kräften zum Dumping-Lohn – Preis.
Die Konsequenz wird sein: Mit dem sinkenden Niveau werden die letzten
Hauptberuflichen freiwillig das Theater verlassen. Denn niemand wird es sich dann
karrieremäßig zukünftig noch erlauben können, in seinem Lebenslauf ein
Engagement am Landestheater zu erwähnen: „Ach, in dieser Klitsche haben Sie
auch mal gespielt …“.
Früher war das Landestheater ein Sprungbrett auf die Bretter der richtig großen
Bühnen – morgen wird es ein Sprungbrett in die Hartz IV-Karriere sein.

Und noch ein anderer Aspekt sollte eine Bedeutung haben bei der Rettung des
Theaters: Was ist mit der Bewerbung von Sonderburg und der Region als
„Kulturhauptstadt Europas“? Eine Bewerbung, die auch von der Stadt Flensburg,
dem Kreis Schleswig-Flensburg getragen wird und doch wohl auch von der Landesregierung.
Eine Bewerbung ohne ein zukunftsfähiges Theater, ohne ein großes
Sinfonieorchester, mit einer kleinen Provinzbühne? Wie soll das gehen? Wollen Sie
von CDU und FDP das wirklich?

Denken Sie um! Retten Sie unser Theater! CDU und FDP können das, denn sie
haben die Mehrheit im Landtag.