Sehr geehrte Damen und Herren,
die Fraktion DIE LINKE im Kreistag Schleswig-Flensburg unterstützt den Erhalt eines
eigenständigen Theaters in Schleswig. Das haben wir bereits im März 2010 getan,
als hier im Kreistag über die Bedrohung des Landestheaters Schleswig – Holstein
diskutiert wurde.
Diese Vorbemerkung ist notwendig, damit keine Zweifel an der Position DER
LINKEN aufkommen kann.
Der vorliegende SPD-Antrag besteht aus drei Komponenten:
1. der Notwendigkeit eines eigenständigen Theaters in Schleswig, eingebettet in
die gesamte Theaterlandschaft in Schleswig-Holstein.
2. einer Vorentscheidung über den Standort in Schleswig
3. dem Gesichtspunkt Kosten, Finanzierung und Geld.
Um es gleich vorweg zu sagen: DIE LINKE wird den Antrag in der vorliegenden Form
ablehnen. Es gibt einfach noch zu viele Unklarheiten und Unsicherheiten bei der
Verwirklichung eines Theaterneubaus in Schleswig. Darüber hinaus werden in dem
SPD-Antrag Dinge miteinander vermischt, die aus unserer Sicht klar getrennt werden sollten.
Und dann ist da noch die Methode des SPD-Vorgehens bei der Durchsetzung ihres
Antrags:
Es wird auf trickhafte Art und Weise versucht, Fakten zu schaffen. Seitens der SPD
wird darauf spekuliert, dass keine im Kreistag vertretene Partei es wagt, sich so kurz
vor der Kommunalwahl gegen einen Antrag auszusprechen, der das Theater in
Schleswig betrifft, die zukünftige Theaterarbeit in Frage zu stellen oder auch nur zu
kritisieren.
Die ersten drei Punkte des SPD-Antrags beinhalten die generelle Unterstützung für
ein Theater in Schleswig, die Forderung, dass das gesamte Theaterangebot in
Schleswig stattfinden muss (von der Oper über Kinder- und Experimentiertheater),
dass die zukünftige Spielstätte aus Kostengründen multifunktional genutzt werden kann.
Diese ersten drei Punkte spiegeln im Wesentlichen nur den Konsens wider, der dem
aktuellen Diskussionstand von allen im Kreistag vertretenen Parteien entspricht.
Diese Punkte sind folglich für den Rest des Antrags völlig unerheblich und haben nur
die Funktion, ein günstiges Klima für die Kern-Punkte des Antrags zu schaffen.
Ein gutes Theaterkonzept ist die eine Seite der Medaille, die Umsetzung des
Theaterprojekts insgesamt die andere Seite dieser Medaille. Denn wir reden hier
über Geld, über Steuergeld, über viel Steuergeld,
das mit einem Beschluss über ein Theater in Schleswig für viele Jahre verplant und festgelegt ist.
Da ist es notwendig, in Ruhe über die Entscheidung nachzudenken.
Der Kreis hat ja schon seine Erfahrungen mit finanziellen Fehlinvestitionen. Ich
möchte an dieser Stelle nur daran erinnern, dass die Mehrheit hier im Kreistag vor
gar nicht langer Zeit über zwei Millionen Euro locker gemacht hat zur Sanierung der
Therme in Glücksburg und das bei klammen Kassen. Da es Alternativen gab, hatte
DIE LINKE ihre Zustimmung verweigert.
Wie gesagt:
DIE LINKE unterstützt ein gutes Theater in Schleswig, das von hoher Qualität ist, bei
dem die Belegschaft gut bezahlt wird und das, wie in der Vergangenheit auch, ein
Sprungbrett zu anderen, größeren Theatern ist.
Wir werden aber keinem Vorschlag zustimmen, der als alternativlos dargestellt wird,
bei dem keine Machbarkeitsstudie vorliegt, die sämtliche Kostenfaktoren
berücksichtigt, die für jeden einzelnen Punkt detailliert darlegt, welche die
Kostensteigerungen zu erwarten sind, die klar und eindeutig Risikofaktoren benennt
und bei dem mögliche Haftungsfragen nicht eindeutig geregelt sind.
Verschiedene Fragen sollten aus unserer Sicht vorher noch geklärt werden:
Gibt es alternative, weitere Standorte für das Theater in Schleswig?
Sind Kosten z. B. für Parkplätze in ausreichender Zahl eingeplant? Wo gibt es
überhaupt die Möglichkeit, Parkplätze zu schaffen?
Wie hoch sind die Sanierungskosten für das „Körnerhaus“?
Wie wird die finanzielle Basis des Theaterbetriebs auf Dauer sichergestellt?
Usw., usw.
Also: Wir möchten gerne wissen, was Sache ist; bevor wir entscheiden und werden
den Antrag deshalb ablehnen.
Vielen Dank.
Nachtrag:
Die SPD hat das in der Kreistagssitzung gemachte Angebot abgelehnt, diesen
Antrag zur weiteren Beratung in den Kulturausschuss zu überweisen und auch das
Ergebnis einer in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie mit in die Beratungen
einzubeziehen. Daraufhin wurde der SPD-Antrag mehrheitlich abgelehnt.