Vorsicht: Die Merz-Falle bei der Altersvorsorge durch Aktienkauf!

14. Juni 2020

Er hat sich nicht wesentlich geändert, der Friedrich Merz. Das muss er ja auch nicht. Aber
es macht trotzdem Sinn, sich noch einmal vor Augen zu führen, wofür er steht. Denn
schließlich will er Parteivorsitzender der CDU werden, mit Blick auf eine Kanzlerkandidatur
nach Merkel.
Man kann Merz als „Marktradikalen“ oder „Wirtschaftsliberalen" bezeichnen. Er selbst
bezeichnete sich, am 18.11.2018 in der Sendung von Anne Will, als „Ordo-Liberaler“. Nun
ist der Ordo-Liberalismus, als wirtschaftspolitische Denkfabrik bzw. Denkrichtung, nichts
anderes als der “Neoliberalismus“ mit einem sozialen Feigenblatt und einer staatlichen
Absicherung bei der Kapitalverwertung.
Deutlich sichtbar wird das für alle an dem Vorschlag von Merz zur Altersvorsorge durch
Aktienkauf:
Das Feigenblatt ist beim Rezept von Friedrich Merz gegen Altersarmut (Monitor
15.11.2018, 21:45) das Versprechen, Aktienbesitz schafft finanzielle Sicherheit im Alter.
Was für ein Irrtum, wie man aktuell an den seit einiger Zeit sinkender Aktienkursen
beobachten kann. Aktienkauf bedeutet Risiko-Kauf.
Die Rente ist aber Sache des Staates. Sie darf nicht durch Aktienkauf privatisiert, darf nicht
auf uns abgewälzt werden.
Mit dem Merz-Vorschlag werden Hoffnungen geweckt, die sich vielleicht nie erfüllen. Nur
der Finanzwirtschaft wird dadurch gesichert eine zusätzliche Rendite zugeschanzt.
Das Neoliberale an dem Merz-Vorschlag ist die Behauptung, die Verteilung des
Wohlstandes im Alter könne doch über den Markt geregelt werden. Es ist doch ganz
einfach: Wenn wir es dem Aktienmarkt überlassen, dann müssen wir „Normalbürger“ gar
nicht weiter nachdenken, denn „der Markt wird es schon für uns regeln“.
Wir sollen ein Volk von Aktionären werden. Das hört sich zuerst einmal ganz interessant
und einleuchtend an; gelockt wird mit einer Aktienkurssteigerungserwartung.
Die Altersvorsorge über Aktien liefert aber Millionen von Menschen einem System aus, das
– und das sagt Merz nicht – beinhaltet, dass der Aktionär natürlich auch an den Risiken der
Wirtschaft und der Unternehmen voll beteiligt wird. Geht ein Unternehmen über die Jahre
hinweg in Insolvenz, dann ist das in Aktien angelegte Geld futsch: Der Markt hat es, nur der
Aktienkäufer nicht mehr.
Wer sagt uns denn auch in positiveren Fall, wie hoch der Kurs einer Aktie ist, wenn wir 20
oder 30 Jahre später in Rente gehen und die Aktien verkaufen wollen?
Wer sagt uns denn, ob der Kurs dann beim Verkauf meiner Aktien genauso viel Wert ist wie
beim Kauf, oder mehr oder weniger?
Aktienkauf ist so gesehen eine Wette auf die Zukunft.
Deshalb gilt immer noch die alte Börsenweisheit: Aktien sollte sich nur derjenige kaufen,
der das Geld nicht benötigt bzw. überhat und einen Totalverlust verschmerzen kann.
Also: Hände weg von einer Privatisierung der Altersvorsorge durch Aktienkauf.

Manfred. Küter
03.12.2018